Monday, October 15, 2007

Gesichter Beiruts

Nach einer relativ kurzen Nacht hiess es aufstehen und packen, denn unser Plan war es, morgens mit Amale, die Reporterin von unserem ersten Tag in Beirut, die zerbombten Hezbollah Gebiete im Sueden Beiruts anzuschauen und mittags die Stadt in Richtung Damaskus zu verlassen. Aber wie das mit den Plaenen so ist - sie werden oft nicht eingehalten und so sollte es auch heute kommen.

Aber erst einmal ging es Richtung Suedbeirut wo wir uns mit Amale treffen wollten. Da sie Muehe hatte die Heiratsantraege ihres liebestollen 65-jaehrigen Taxifahrers abzuwimmeln verzoegerte sich alles ein wenig. Trozdem fanden wir uns kurze Zeit spaeter mitten im Stadtteil der Hezbollah wieder - oder das was davon noch uebrig ist. Hier bot sich uns wirklich ein furchtbarers Bild Beiruts. Unmengen zerbombter Haeuser und Schutt anstatt glaenzender Fassaden und schicker Geschaefte, wie sie in der Innenstadt zu sehen sind. Laut Amale wurde schon viel Schutt beseitigt, sodass wir an einigen leeren und staubigen PLaetzen inmitten grauer Haeuserblocks vorbei kamen. Schockierend war, dass in den zerstoerten Blocks die noch mehr oder weniger standen wieder Menschen lebten. So wurden zum Beispiel aus 3-Zimmer kurzerhand 2-Zimmerwohnmungen, da eine Hauswand komplett fehlte - ohne jegliches Gelaender oder Sicherung versteht sich, manchmal abgedeckt mit einem einfachen Teppich.

Unsere Anwesenheit blieb auch nicht lange unbemerkt. Beobachtet von erstaunlich gut organiesierten Sicherheistmaenner (keine Polizei oder Militaer sondern Hezbollah Leute) dauerte es auch nicht lange, bis wir angehalten und kontrolliert wurden. Nachdem sich ein barscher Sicherheitsmann davon ueberzeugt hatte, dass unsere Paesse o.k. sind und wir weder andere Staatbuergerschaften als die Deutsche haben, noch jemals im "besetzten Palaestina" waren, wurde der Ton etwas freundlicher und er entliess uns in Gnade. Allerdings nicht ohne Amale vorher vor David zu warnen, der moeglicherweise ein Al Quiada Kaempfer sei, da er ja in so vielen Laendern war in denen die Al Quaide Trainingscamps unterhaelt (Vielleicht lag es aber auch an seinem langen Bart oder dem perfekten Arabisch???).

Man spuert wie die Leute hier in einer permanenten Angst und Ungewissheit leben und es faellt einem, der nie das Grauen eines Krieges miterleben musste, schwer, sich vorzustellen wie ist dort zu leben. Aber zumindest bekamen wir einen kleinen Eindruck des anderen Gesichts Beiruts. Hinter uns lag also ein wirklich beeindruckender Morgen.

Mittlerweile war es so spaet, dass wir uns entschieden, unseren vorher angesprochenen Plan zu aendern und statt nach Damaskus zu fahren einen Road Trip nach Baalbeck zu starten. Zusammen mit Amale und zwei Amerikanischne Dudes, John und Ryan, mieteten wir ein Auto. Nachdem Amale saemtliche Cousins und Freunde, die mehr oder minder in der Naehe von Baalbeck wohnen, angerufen hatte um einen Platz zum Campen zu organisieren, ging es los. In Baalbeck angekommen machten wir uns voller Tatenmdrang auf, die 3000 Jahre alten roemischen Ruinen zu erkundigen, nicht wissend, dass der Zugang puenktlich um 17 Uhr geschlossen wird. Etwas enttaeuscht umrundeten wir das Gelaende auf der Suche nach einem "semi-legalen Weg" ueber die Mauern. Aber die Roemer haben ihr Handwerk wohl verstanden, denn selbst mit der Hilfe eines einheimischen "Wachmannes" gelang es uns nicht ueber die Mauern zu klettern. Trotz allem bekam wir einen relativ guten Eindruck der riesigen Dimensionen.

Unseren naechsten erklaerten Ziele waren: Etwas zu essen und einen Platz zum Campen zu finden, denn aus diversen Gruenden konnten wir keinen der Plaetze von Amales' Bekannten nutzen. Im einstuendig entfernten Zahle aber hofften wir beides zu finden. Dank eines hervorragenden Sandwiches folgten wir frisch gestaerkt dem brillianten Tip einer Hotelbesitzerin, unser NAchtlager oben am Berg unter der riesen Statue der Jungfrau Maria zu versuchen, denn dort wuerden hin und wieder auch Pfadfinder campen. Gesagt getan. Das freundliche Sicherheitspersonal der dazugehoerigen Kirche bot uns einen Schlafplatz auf einer riesen Terrasse zu Fuessen der Statue an. Ihrer Meinung nach sollte Amale aber auf jeden Fall in der Kirche schlafen anstatt mit vier unverheirateten Maenern zu campen. Sie zog schliesslich das Auto vor und so verbrachten wir Jungs die Nacht hoch ueber den Daechern Zahles' auf einem etwas harten Lager, schlafend unter der "Virgin Mary"

Raphael


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