Monday, October 8, 2007

Nachtmahlwahn am Ramadan

Es ist wirklich verblueffend, dass man mit einem Bein quas noch am Bahnhof in Hartheim steht und einem bereits die islamische Gastfreundschaft entgegenschlaegt. So geschehen unmittelbar nach der Landung im Shuttlebus. Dort fuehlten sich eine herzliche, kommunikationsoffensive Araberin und ihr junger Sohn durch die lange Wartezeit inspiriert um erst einmal jedem Businsassen ein paar Datteln zu reichen und mit jedem ins Gespraech zu kommen.

Die Stimmung war sofort geloest, ganz im Gegensatz zu dem Problem, dass wir mitten in der Nacht im Stadtviertel Taksim ankamen, von wo aus aber erst um 6h die naechste Bahn in unsere Hotelrichtung fuhr. Aber es waere ja nicht das erste Mal, dass wir eine Nacht durchgemacht haetten, und so taten wir dies. Behilflich dabei war eine Sheesha und ein Schachspiel.

Spaeter dann bescherten wir uns einen magischen Sonnenaufgang inmitten unzaehliger Angler auf der Galatabruecke. Dass ich irgendwann selbst auch eine Angel in der Hand halte war nur eine Frage der Zeit. Die traurige Bilanz: Kiementiere fanden ihren Tod an meiner Rute.
Wie dem auch sei, irgendwann kamen wir endlich in Sultanhamet an und hatten in der jungen Morgendaemmerung die majestaetische blaue Moschee und die ueberwaeltigende Aya Sofia eine halbe Stunde lang fast fuer uns alleine.

Das Highlight des Tages fand aber zweifelsohne am Abend statt. Und zwar genau da wo sich Tag und Nacht "Guten Tag" bzw. eben "Gute Nacht" sagen. Die Rede ist von dem allabendlichen Ramadan Essensmassaker. In Istanbul muss man sich das so vorstellen, dass sich Tausendschaften von "diaetgepeinigten" Hungerhaken, nach organsicher Masse lechzend, in den unzaehligen und eigens fuer den Ramadan erstellten Zelten versammeln und vor gedecktem Tisch auf DAS Signal warten. Die Stimmung heizt sich immer mehr auf und es wird von Minute zu Minute exponentiell lauter. Bis es dann endlich von der Moschee herueberschallt "Leute, ihr duerft essen" (so, oder so aehnlich). Instant verstummen die 180 Dezibel Vorfreude in eine fast schon surreale, gefraessige Stille. Diese waehrt aber keine 15 Minuten. Dann ist der Teller leer, und die ganze Stadt verwandelt sich in ein riesiges Volksfest, und die Bude steppt im Polkatakt :-)

Ein unvergessliches Erlebniss.

David

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